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Montag, 15. Dezember 2025

Haemmerlis Ikonen

In Lenzburg ausgestellt: der kriegerische Erzengel Michael als Heerführer (18. Jh.).
Und eine zweite Ikone aus dem Ikonenmuseum Lenzburg: das
sogenannte Tuchbild des Erlösers, 17. Jh. Das Originaltuch, die
Vorlage, wurde in Byzanz aufbewahrt als besonders kostbare Reliquie.
Das Museum Burghalde in Lenzburg, in dem auch das
Ikonenmuseum untergebracht ist. (Foto: Voyager/Wikicommons) 
Das Ikonenmuseum in Lenzburg, das wir am Samstag besuchten, überraschte uns gleich zweifach. Erstens birgt die Sammlung im Museum Burghalde wunderbare Stücke. Grossartige Kultbilder aus dem Gebiet der Ostkirche, die in der Regel Christus, Maria oder Heilige zeigen – so die Definition der Ikone. Dieses eigenständige Genre der Malerei entstand im Rom des Ostens, also in Byzanz, das das Ende der Antike um viele Jahrhunderte überstand.

Und damit zu zweitens. Die 64 in besagtem Museum ausgestellten Ikonen gehörten, bevor er sie nach Lenzburg verschenkte, dem in Zürich lebenden, doch aus einem altem Lenzburger Geschlecht stammenden Mediziner Urs Peter Haemmerli, Chefarzt im Zürcher Triemlispital. Er wurde in den 1970er-Jahren über die Schweiz hinaus bekannt als Vorkämpfer der passiven Sterbehilfe. Jetzt, in Lenzburg im Ikonenmuseum, wurde mir sein Name wieder in Erinnerung gerufen.

Sonntag, 14. Dezember 2025

Der Donnersohn

Seit wir von Konstanz auf dem Jakobsweg nach Genf gepilgert sind, seit ich zudem den spanischen Jakobsweg von den Pyrenäen nach Santiago de Compostela erkundet habe, fühle ich mich Jakob verbunden. Schliesse ich die Augen und stelle ihn mir vor, sehe ich die Darstellungen, die ich vom Jakobsweg kenne: bärtiger Mann, Pilgerstock, Muschel, Schlapphut. Gestern traf ich in Lenzburg wieder auf Jakob, bloss kommt er auf der etwas mehr als 500-jährigen Ikone anders daher. Ohne Pilgerattribute. Als Jünger Jesu. So wie ihn die Bibel uns präsentiert. Jesus nannte Jakob, weil dieser nicht immer sein Temperament im Griff hatte, "Donnersohn". Der Ikonenmaler drückt das Ungestüme des jungen Mannes aus, indem er diesen in Bewegung abbildet mit einem Gewand und einem Untergewand, die beide Falten werfen. Subtile Sache. 

Mehr zu Lenzburgs Ikonenmuseum nächstens. Wir schauten dort am Samstag im Rahmen unserer Weihnachtswanderung vorbei.

Samstag, 13. Dezember 2025

Der Fluss

Munteres Gewässer: der Rein da Medel 
zwischen Disentis und dem Lukmanierpass.
In der Quellregion sowohl des Vorder- als auch des Hinterrheins gibt es etliche andere Quellflüsse und -Bäche, die ebenfalls den Namen Rhein tragen in der deutschen, rätoromanischen, italienischen Variante: Rein da Medel (Reno di Medel), Rein da Tuma, Rein da Curnera, Rein da Maighels, Rein da Cristallina, Rein da Nalps, Rein da Plattas, Rein da Sumvitg, Rein da Vigliuts, Valser Rhein, Reno di Lei, Madrischer Rhein, Averser Rhein, Jufer Rhein. Das Wort Rhein geht auf eine indogermanische Wurzel hreih oder ähnlich zurück, die fliessen bedeutet, unser deutsches Verb rinnen ist auch von dieser Wurzel abgeleitet. Rhein heisst also simpel: Fluss.

Freitag, 12. Dezember 2025

Komfortabler Silo

Zweimal das Silohotel auf dem Tannenhof.
(Fotos: biosphaere.ch/de/hotel/silo-hotel-tannenhof)

Der Tannenhof, ein Bio-Hof, findet sich in Escholzmatt LU, er ist gut 700 Meter vom Bahnhof entfernt. Zu seinen Attraktionen gehört neuerdings ein Kleinhotel, das in einem ehemaligen Silo eingerichtet wurde. Die Unterkunft ist auf vier Stockwerke verteilt, das Doppelbett steht zuoberst direkt unter der Lichtkuppel. Mit frischen Eiern zum Frühstück darf man – Stichwort "Bauernhof" – rechnen. Gute Sache, oder?

Donnerstag, 11. Dezember 2025

Wir können Gold

Die wird garantiert nicht eingeschmolzen, sie ist
berühmt: Goldmaske des Agamemnon, circa 1400
vor Christus, aufbewahrt im Archäologischen
Nationalmuseum Griechenlands in Athen.
(Foto: Die Buche / Wikicommons)
Wo wird Gold, das frisch aus dem Boden geholt wurde oder aber schon vorhanden ist zum Beispiel in Form von Schmuck und Münzen – wo wird dieses Gold eigentlich gereinigt und von weniger wertvollen Stoffen wie zum Beispiel Silber oder Kupfer getrennt? In der neuen "Schweizer Familie", die dem Gold eine Titelgeschichte widmet, gibt es eine Grafik, die mich staunen lässt. Vier der zehn weltweit grössten Raffinerien finden sich in der Schweiz. Darunter auch die Nummer eins der Welt, die Valcambi SA in Balerna im Tessin. 1400 Tonnen Gold verarbeitete sie letztes Jahr. Wie kommt es, dass unser Land in Sachen Gold derart wichtig ist? Wie genau läuft der Raffinierungs-Vorgang ab? Und warum hat sich der Goldpreis in den letzten zehn Jahren fast vervierfacht? Im grossen Interview mit einem Fachmann kann man es nachlesen. Der Kauf des Heftes lohnt sich, der Artikel ist wirklich wertvoll.

Mittwoch, 10. Dezember 2025

Schellenwerk und Sträflingszügel

Die Pöschwies vom Wanderweg aus.
In der Pöschwies in Regensdorf ZH ist Platz für gut 400 Männer, darunter auch Verwahrte. Nachdem ich letzte Woche am Pöschwies-Zaun vorbeigewandert war, las ich ein wenig nach zur Geschichte der Justizvollzugsanstalt. Und stellte fest, dass sie zwei direkte Vorgängerinnen hat. Alles begann 1639 mit einem ersten Gefängnis im ehemaligen Kloster Oetenbach in Zürich, das seit der Reformation von der Stadt genutzt wurde. Zu diesem Gefängnis kam bald das Schellenwerk, so genannt, weil die in dieser Abteilung Inhaftierten – Diebe, Sittlichkeitsverbrecher, Ehebrecher – bei Arbeitseinsätzen eine an einem Gestell montierte Schelle mit sich herumschleppten. Immer wieder einmal wurde das Oetenbach-Gefängnis erweitert und umgebaut, bis schliesslich 1903 praktisch das ganze Klostergebäude abgebrochen wurde; auf dem Areal steht heute die Regionalwache City der Stadtpolizei Zürich. Die Sträflinge hatte man 1901 in Möbelwagen in die neue Strafanstalt Regensdorf überführt. Deren Nachfolgerin ist die heutige Anstalt Pöschwies, die vor 30 Jahren eröffnet wurde. Alles klar?

Dienstag, 9. Dezember 2025

Ruinen-Visite

Der Rest des Turms der Burgruine Alt-Regensberg.
Rekonstruktion auf einer Tafel vor Ort.
Als ich letzte Woche die Ruine Alt-Regensberg bei Regensdorf ZH von Weitem erblickte, kam mir der Stummel des Turms vor wie ein Termitenbau. So kläglich die übriggebliebenen Mauern der um 1040 erbauten Burg auch wirken, so verdienen sie es doch, hier erwähnt zu werden. Die Regensberger waren einst eine bedeutende Adelssippe, besassen weite Landstriche im Zürichgau und im Thurgau, im Aargau und im Klettgau. Um 1250 teilten sich die Brüder Lütold VI. und Ulrich das Erbe des Vaters, der eine erhielt die angestammte Burg, der andere aber das nahgelegene Burgstädtchen Neu-Regensberg auf einem Felssporn der Lägern. So begann die Aufspaltung der Herrschaft. Eine lange Serie von Verkäufen und Verpfändungen folgte. 1331 dann starb die männliche Linie der Regensberger aus, ihr Geschlecht verschwand. Die Alt-Regensberg musste später herhalten als Baumaterial-Lieferantin, die reformierte Kirche von Regensdorf entstand aus ihren Steinen ebenso wie die Brücke von Adlikon. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts rettete eine Schutzverordnung, was übrig geblieben war – was ich sah während meiner Ruinen-Visite.
Das Haus Altburg am Fuss des kleinen Burghügels fällt
durch seine Treppengiebel auf. Es wurde vor 1850 erbaut.